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„Weniger ist mehr!“

Dieses Sprichwort sollte ein Leitgedanke in der Welpen-Sozialisation sein, doch noch immer ist das Gegenteil der Fall:


Viel zu große Gruppen, Altersgrenzen anstelle Verhaltensgrenzen, fehlende Einbindung erwachsener Hunde, Förderung von exzessiven Rennspielen (mobile Interaktionen) und unverständlicher Weise die Vernachlässigung des „Face-To-Face-Aspekts“. Letzteres bedeutet nichts anderes, dass das (sozial) lernende Gehirn eines Welpen noch viel zu wenige soziale Erkennungs- und damit Kompetenzstrukturen enthält, weshalb ein Welpe nicht einfach in eine Welpengruppe „geworfen“ werden sollte.

„Face-To-Face“ bedeutet, dass vor der Interaktion in einer Gruppe nach unserer Überzeugung ein einzelner Welpe Zeit bekommen muss, sich zunächst mit einem weiteren einzelnen(!) Welpen zu treffen. Nur so kann man sicher gehen, dass sich soziale Muster im Gehirn eines Welpen optimal entwickeln. Alles andere ist „russisch Roulette“ und geht damit auch immer wieder zu Lasten einer Sozialentwicklung schief!

Als besonders tragisch erweist sich der Umstand, dass noch immer exzessive und damit lustfördernde Rennspiele wichtiger zu sein scheinen, als eine vernünftige stationäre Interaktion (positionsgebundenes Sozialspiel an Ort und Stelle).

„Besser keine Welpen-Sozialisierung als eine schlechte“ hört man auch in Kollegenkreisen immer wieder. Das stimmt insofern, dass die Auswirkungen einer „schlechten“ Welpen-Sozialisierung tatsächlich kritischer zu sehen sind, als eine fehlende.

 

Beides ist übel, aber die Tragweite einer sozialen Fehlentwicklung durch schlechte bzw. falsche(!) Erfahrungen hinterlässt grundsätzlich und erfahrungsgemäß schwerwiegendere Probleme.

Die Anzahl an sogenannten „durchgeknallten“ jungen Hunden nimmt seit Jahren noch immer nicht ab, sondern scheint sich zu erhöhen. In der Folge haben wir Hundetrainer viel zu häufig mit konditionierter Leinenaggression (frustrationsbedingt) und mit respekt- und distanzlosen Rüpeleien gerade der Hunde zu tun, die in einer Welpenschule eine intensive und kompetenzschwache Sozialentwicklung „genossen“ hatten.

Im nachfolgenden 7-minütigen Video-Clip dürfte deutlich werden:

Warum Altersgrenzen in ihrer Wichtigkeit weit hinter sogenannten Verhaltensgrenzen stehen müssen.

Warum exzessive Rennspiele ganz einfach gefährlich für die Sozialentwicklung sind.

Warum ausgewählte erwachsene Hunde weit mehr zu Sozialentwicklung von Welpen beitragen, als andere Welpen.

Warum Hunde – entgegen der Lehrmeinung – auch unter Stress noch „spielen“.

Und warum das Lehrpersonal in Welpenschulen den Unterschied zwischen sozialem Spiel und Jagdverhalten unbedingt kennen sollte.

Thomas Baumann, Juli 2024

 

 

 

Welpensozialisation - weniger ist mehr

 

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